Unterversicherung: Was sind die Folgen bei zu niedriger Versicherungssumme?
- 12.03.2021
- von Ernst Michael Biberauer
Wenn man eine neue Versicherung abschließt, liest man spätestens bei Durchsicht der Vertragsdokumente das ominöse Wort „Versicherungssumme“. Doch was ist, wenn diese zu niedrig ist? Und was heißt in diesem Zusammenhang das Wort „Unterversicherung“? Wir haben die wichtigsten Begriffe für dich zusammengefasst und klären auf.
Versicherungssumme: Der richtige Betrag ist entscheidend
Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, was genau dieser Begriff „Versicherungssumme“ eigentlich beschreibt. Bei der Versicherungssumme geht es um die Summe der versicherten Gegenstände. Es handelt sich also um jenen Betrag, der im Falle eines Schadens im Höchstfall von der Versicherung ausbezahlt wird.
Ein kleines Beispiel: Wenn du eine Haushaltsversicherung abschließt, solltest du mitbedenken, wie viel die Gegenstände in deiner Wohnung in etwa wert sind. Konkret geht es hierbei um die Möbel, Dinge wie Technik oder Kleidung und sonstige Einrichtung. Wenn du die Werte dieser Gegenstände zusammenrechnest, sollten dies in etwa der Versicherungssumme entsprechen. Das heißt also, wenn beispielsweise der Wert deiner Gegenstände 60.000 Euro beträgt, sollte auch die Versicherungssumme mindestens 60.000 Euro betragen. Wichtig ist daher, dass die Versicherungssumme dem bzw. den tatsächlichen Wert(en) entspricht.
Aber warum ist das so wichtig? Dies ist deshalb so, damit du im Schadensfall ausreichend versichert sind.
Was passiert, wenn der Betrag nicht stimmt?
Wenn der Betrag der Versicherungssumme nicht stimmt, kann dies aus zwei Gründen der Fall sein: Entweder er ist zu hoch oder zu niedrig.
Wenn die Versicherungssumme zu hoch ist, hast du als Kunde den Nachteil, dass du zu viel Prämie bezahlst. (Die Prämie ist der einmalige oder regelmäßige Betrag, den Sie für die Versicherung bezahlen.) Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Wenn der Wert deiner Gegenstände 60.000 Euro beträgt, dann sollte deine Versicherungssumme eben auch (in etwa) so hoch sein. Sagen wir, dass du für die Versicherungssumme von 60.000 Euro beispielsweise 50 Euro Prämie pro Monat bezahlst. Der tatsächliche Wert wäre aber nur 40.000 Euro. Somit bist du um 20.000 Euro über dem eigentlichen Wert versichert, also überversichert. Die eigentliche von dir zu bezahlende Prämie würde bei der Versicherungssumme von 40.000 Euro aber nur 35 Euro betragen. Wenn es dann zu einem Schadenfall in einer Höhe von sagen wir einmal 1.000 Euro kommt, dann bekommst du aber bei der Überversicherung nicht mehr ausbezahlt, weil du mehr Prämie bezahlst, sondern es bleibt bei den 1.000 Euro. Der Grund ist, dass du immer nur den tatsächlichen Wert des Schadens ersetzt bekommen kannst. Der Nachteil für dich, dass du 15 Euro pro Monat zu viel bezahlst, bleibt.
Daher ist es in so einem Fall der Überversicherung am besten, du trittst mit deinem Versicherer, Versicherungsmakler oder Versicherungsagenten in Kontakt und ihr besprecht gemeinsam, ob es auch möglich ist und Sinn macht, einen Vertrag zu einer niedrigeren Versicherungssumme und somit geringeren Prämie abzuschließen.
Damit du dich nicht grün und blau ärgerst, sollte die Versicherungssumme dem tatsächlichen Wert entsprechen.
Der zweite Fall einer falschen Versicherungssumme ist, dass du zu niedrig versichert sind. Der Betrag liegt somit unter dem bzw. den tatsächlichen Wert(en). Daher spricht man auch von einer sogenannten „Unterversicherung“. Konkret kann dir bei einer Unterversicherung Folgendes passieren: Zum einen könnte im Fall eines großen Schadens, wie beispielsweise Brand, dein Schaden wie ein Wiederaufbau nicht ausreichend gedeckt sein. Die Kosten aus der Differenz der Versicherungssumme und des tatsächlichen Schadens musst du dann selbst bezahlen. Oder es könnte auch sein, dass die Versicherung auch im Falle eines kleineren Schadens den Einwand erhebt, dass du unterversichert warst und daher deinen Schaden (obwohl er innerhalb der Versicherungssumme liegt) nur anteilig bezahlt (das bedeutet also, dass die Auszahlung im Verhältnis der Versicherungssumme zum eigentlichen Wert der versicherten Sachen ist).
Auch hier ein kleines Rechenbeispiel dazu: Gehen wir wieder vom obigen Fall aus: Du hast in deinem Versicherungsvertrag eine Versicherungssumme von 60.000 Euro und zahlst eine monatliche Prämie von 50 Euro. Der tatsächliche Wert der versicherten Sache liegt aber bei 80.000 Euro. Für diesen Betrag müsstest du monatlich eigentlich 75 Euro Prämie bezahlen. Wenn du nun beispielsweise einen Brandschaden hast und die Gegenstände im Wert von 80.000 Euro alle vernichtet werden, dann zahlt die Versicherung dir nur 60.000 Euro aus, da du ja nur für diesen Betrag auch Prämie bezahlt hast. Die restlichen 20.000 Euro musst du dann selbst tragen.
Wie oben angeführt, kann dir aber auch etwas Ähnliches passieren, wenn der Schaden nicht so groß ist und unter den 60.000 Euro liegt. Hast du nämlich einen Schaden in der Höhe von 1.000 Euro, dann zahlt dir die Versicherung womöglich auch nicht 1.000 Euro aus, sondern bezahlt nur anteilig, das bedeutet also, die Summe des Schadens wird im Verhältnis zur vereinbarten Versicherungssumme gesetzt. Bei einer Versicherungssumme von 60.000 Euro und einem tatsächlichen Wert von 80.000 Euro entsteht ein Verhältnis von 1:1,3. Somit würdest du dann nicht 1.000 Euro ausbezahlt bekommen, sondern nur 750 Euro. Die übrigen 250 Euro müsstest du dann aufgrund der Unterversicherung selbst bezahlen.
Somit bezahlst du bei einer Unterversicherung zwar weniger Versicherungsprämie, jedoch kann das wie in den Beispielen deutlich gezeigt, im Schadensfall ein deutlicher Nachteil für dich sein.
Wie kann ich eine Unterversicherung vermeiden?
Damit du nicht in einer der soeben angeführten Situationen einer Unterversicherung kommst, solltest du beim Abschluss der Versicherung überlegen, ob die Versicherungssumme mit dem bzw. den tatsächlichen Wert(en) übereinstimmen kann. Wenn es sich um mehrere Gegenstände handelt, die du versichern möchtest (beispielsweise bei einer Haushaltsversicherung), dann rechnest du den Wert der Gegenstände zusammen. Diese Summe vergleichst du dann mit der Versicherungssumme.
Natürlich kann es sein, dass man die genauen Beträge nicht mehr 1:1 weiß. Oder es kann auch sehr mühsam sein, alle Beträge aufzusummieren. Als LAMIE bieten wir daher für unsere Kunden beim Online Abschluss unserer Haushaltsversicherung die Möglichkeit an, die Ausstattung detailliert anzupassen. Konkret kannst du als unser Kunden durch Mausklick zwischen „Standard-Ausstattung“, „gehobener Ausstattung“ und „exklusiver Ausstattung“ in den Bereichen Möbeln, Kleidung, Technik, Küche und Bad wählen. Zusätzlich ist zu jeder Kategorie eine eigene Erklärung angeführt, die dir die Einordnung deiner Gegenstände zusätzlich erleichtern soll.
Außerdem hast du beim Abschluss einer Haushaltsversicherung über unsere LAMIE Homepage bei unserem Bewertungssystem einen weiteren tollen Vorteil: In diesem Falle verzichten wir auf unser Recht eine Unterversicherung im Schadensfall als Einwand zu erheben. Dies wäre nach allgemeinem Versicherungsrecht (konkret § 56 VersVG) möglich. Weil unsere Kunden bei uns aber an erster Stelle stehen, verzichten wir darauf. (Stand 12.03.2021; genauere Informationen entnehme bitte aus unseren aktuellen Allgemeinen Versicherungsbedingungen)
Wir haben diesen Beitrag zu deiner Grundlegenden Information mit größter Sorgfalt recherchiert und ausgebreitet. Der Beitrag erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und ersetzt keine persönliche Beratung durch den jeweiligen Experten.
- 12.03.2021
- von Ernst Michael Biberauer
Ernst Michael Biberauer
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